Traurige Frau
Gewalt in der Beziehung. Erkennen und Hilfe suchen

Gewalt in der Beziehung: Erkennen, handeln, Hilfe finden

Gewalt in der Beziehung ist kein Einzelfall, sondern ein erschreckend weit verbreitetes Problem – quer durch alle Altersgruppen, sozialen Schichten und Geschlechter. Und doch wird sie oft verschwiegen, verdrängt oder gar verharmlost. Dabei ist jede Form von Gewalt ein Alarmsignal – und kein Ausdruck von „Liebe“ oder „Eifersucht“, sondern von Kontrolle, Macht und Angst.

Was ist Gewalt in einer Beziehung?

Gewalt in Partnerschaften zeigt sich nicht nur in körperlichen Angriffen wie Schlägen, Tritten oder Würgen. Sie kann viele Formen annehmen:

  • Psychische Gewalt: Beleidigungen, Erniedrigungen, Drohungen, Einschüchterungen, ständige Kontrolle („Wo warst du? Mit wem hast du geschrieben?“), Schuldumkehr.
  • Sexuelle Gewalt: Unerwünschter Sex, erzwungene sexuelle Handlungen, Vergewaltigung in der Beziehung.
  • Ökonomische Gewalt: Kontrolle über Geld, Verbot zu arbeiten, Erpressung mit finanziellen Mitteln.
  • Soziale Gewalt: Isolierung von Freunden und Familie, Verbote, das Haus zu verlassen oder soziale Kontakte zu pflegen.

All diese Formen können unabhängig oder gemeinsam auftreten – und sie hinterlassen Spuren: körperlich, emotional und psychisch.

Warum Betroffene oft bleiben

Außenstehende fragen sich oft: „Warum geht sie oder er nicht einfach?“ Die Antwort ist komplex. Häufig spielen diese Faktoren eine Rolle:

  • Angst vor weiterer Gewalt oder Stalking
  • Finanzielle Abhängigkeit
  • Kinder in der Beziehung
  • Gefühl der Schuld oder Scham
  • Hoffnung, dass sich der*die Partner*in ändert
  • Soziale Isolation und mangelnde Unterstützung

Dazu kommt: Täter\*innen nutzen oft gezielt Manipulation, um Betroffene an sich zu binden – ein Kreislauf aus Gewalt, Entschuldigung, Versöhnung und erneutem Missbrauch.

Was du tun kannst und solltest – wenn du betroffen bist

1. Nimm dein Gefühl ernst. Wenn du das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt – du Angst hast, dich klein und wertlos fühlst – dann ist das ein wichtiges Warnsignal. Du musst dich nicht rechtfertigen oder schämen.

2. Sprich mit jemandem. Vertrauen ist der erste Schritt aus der Isolation. Ob Freund*in, Therapeut*in oder Beratungsstelle – du musst das nicht alleine durchstehen.

3. Dokumentiere Vorfälle. Wenn möglich, notiere Gewalthandlungen, mache Fotos von Verletzungen oder bewahre Beweise wie bedrohliche Nachrichten auf. Das kann später wichtig sein.

4. Entwickle einen Sicherheitsplan. Überlege: Wo kann ich hin, wenn ich fliehen muss? Gibt es eine Tasche mit Kleidung, Ausweis, Bargeld, Medikamenten, die ich griffbereit halten kann?

5. Hol dir professionelle Hilfe. Es gibt viele Stellen, die dich unterstützen – anonym, kostenlos und vertraulich.

Was du tun kannst – wenn du jemanden kennst, der betroffen ist

  • Höre zu, ohne zu urteilen.
  • Biete konkrete Hilfe an (z. B. Unterkunft, Begleitung zur Polizei oder Beratungsstelle).
  • Übe keinen Druck aus, sondern stärke das Selbstwertgefühl.
  • Informiere dich selbst über Hilfsangebote, um gezielt unterstützen zu können.

 

 Wichtige Hilfsorganisationen und Kontakte

📞 Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen

Website: https://www.hilfetelefon.de
Telefon: 08000 116 016 (kostenlos, anonym, 24/7, mehrsprachig)

🏠 Frauenhäuser in Deutschland

Website mit Suchfunktion: https://www.frauenhauskoordinierung.de
Dort findet man Frauenhäuser nach Bundesland und Stadt.

📞 Weißer Ring (Hilfe für Kriminalitätsopfer)

Website: https://www.weisser-ring.de
Telefon: 116 006 (kostenlos)

💬 Nummer gegen Kummer (auch für Kinder und Jugendliche)

Website: https://www.nummergegenkummer.de
Telefon für Kinder/Jugendliche**: 116 111
Elterntelefon**: 0800 111 0550

🧠 Beratungsstellen bei psychischer Gewalt oder Zwang

Lokale Einrichtungen wie die Caritas, AWO, Diakonie, pro familia oder Wildwasser bieten oft spezialisierte Beratungen an – einfach nach „Beratungsstelle + Stadt“ googeln.

Gewalt in der Beziehung – Tu was!

Gewalt in der Beziehung ist kein privates Problem. Sie betrifft uns als Gesellschaft – und sie braucht nicht nur Sensibilität, sondern auch klare Haltung: gegen das Schweigen, gegen die Schuldumkehr, gegen das Wegsehen. Wenn du betroffen bist: Du bist nicht allein. Es gibt einen Weg heraus – auch wenn er nicht einfach ist. Aber er beginnt mit einem Schritt. Und dafür gibt es Hilfe.