Ein positiver Schwangerschaftstest kann ein Leben verändern – vor allem, wenn man selbst noch mitten in der Schule steckt, vielleicht gerade den ersten Freund hat und das Leben eigentlich ganz andere Pläne hatte. Wenn du als Jugendliche ungewollt schwanger bist, kann sich die Welt plötzlich anfühlen wie ein Kartenhaus, das in sich zusammenfällt. Du fühlst dich vielleicht überfordert, hast Angst vor der Zukunft und weißt nicht, mit wem du reden kannst.
Zuerst einmal: Du bist nicht allein. Viele Mädchen und junge Frauen haben genau das erlebt, was du gerade durchmachst. Und es gibt Wege, wie du aus dieser Situation herauskommen kannst – mit Unterstützung, mit Gesprächen und mit Klarheit über deine Optionen.
Der erste Schock: Die Schwangerschaft feststellen
Der erste Schritt ist oft ein Schwangerschaftstest – manchmal aus Angst gemacht, manchmal aus Unsicherheit. Wenn der Test positiv ist, ist der Schock groß. Vielleicht hast du schon vorher etwas geahnt: Übelkeit, Ausbleiben der Periode, Brustspannen. Aber ein positiver Test ist trotzdem eine Realität, die erst einmal sacken muss.
Wichtig ist: Atme durch. Du musst jetzt nicht sofort eine Entscheidung treffen. Du hast Zeit – und du hast Rechte.
Ungewollt Schwanger: An wen kann ich mich wenden?
Auch wenn du es vielleicht niemandem sagen willst: Du musst diese Situation nicht allein durchstehen. In Deutschland gibt es viele Anlaufstellen, bei denen du anonym und kostenlos Hilfe bekommst. Zum Beispiel:
- Pro Familia – bietet Beratung zu Schwangerschaft, Verhütung, sexueller Gesundheit und mehr. Auch zu Abtreibung.
- Donum Vitae – ebenfalls eine Anlaufstelle mit Beratung für Schwangere.
- Caritas oder AWO – haben häufig eigene Schwangerschaftsberatungsstellen.
- Nummer gegen Kummer (116 111) – anonymes, kostenloses Telefon für Kinder und Jugendliche.
Diese Stellen bieten dir emotionale Unterstützung, erklären dir deine Möglichkeiten und helfen dir auch bei bürokratischen Fragen.
Wie sage ich meinen Eltern, dass ich ungewollt Schwanger geworden bin?
Das Gespräch mit den Eltern ist für viele das Allerschwierigste. Ungewollt Schwanger zu sein, ist wohl eine der schwierigsten Mitteilung, die eine Jugendliche ihren Eltern machen kann. Vielleicht hast du Angst vor Vorwürfen, Enttäuschung oder sogar Wut. Das ist verständlich – aber in den meisten Fällen sind Eltern letztlich besorgt um dich und wollen dir helfen.
Hier ein paar Tipps für das Gespräch:
- Wähle den richtigen Moment. Such dir eine ruhige Zeit, ohne Stress oder Ablenkung.
- Sag direkt, was los ist. Zum Beispiel: „Ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Ich bin schwanger.“
- Rechne mit starken Reaktionen. Gib deinen Eltern Zeit, das zu verarbeiten.
- Sag, dass du Hilfe brauchst. Zum Beispiel: „Ich weiß noch nicht, was ich tun soll. Ich brauche eure Unterstützung.“
- Manche Eltern brauchen etwas Zeit, um sich zu fangen. Aber viele werden nach dem ersten Schock unterstützend reagieren – und das ist Gold wert.
Und mein Freund? Oder der Vater des Kindes?
Ob du gerade mit dem Vater des Kindes zusammen bist oder nicht: Auch hier steht ein Gespräch an. Vielleicht reagiert er schockiert, vielleicht übernimmt er Verantwortung, vielleicht zieht er sich auch zurück. Leider kann man das nicht vorhersehen.
Sag ihm ehrlich, was los ist. Auch er hat ein Recht, es zu erfahren – aber: Die Entscheidung liegt am Ende bei dir. Dein Körper, dein Leben, deine Zukunft. Du kannst ihn in die Überlegungen einbeziehen, aber du bist nicht verpflichtet, dich für oder gegen etwas zu entscheiden, nur weil er es so will.
Ungewollt Schwanger – Was soll ich tun und welche Möglichkeiten habe ich?
Nach einer ärztlich bestätigten Schwangerschaft – meist durch einen Gynäkologen – gibt es drei grundsätzliche Wege:
1. Die Schwangerschaft abbrechen
In Deutschland ist ein Schwangerschaftsabbruch in den ersten 12 Wochen nach der Empfängnis unter bestimmten Bedingungen möglich – auch für Minderjährige. Dazu brauchst du:
- Eine Schwangerschaftskonfliktberatung (z. B. bei Pro Familia)
- Eine schriftliche Bestätigung dieser Beratung
- Eine ärztliche Durchführung des Abbruchs
Ein Abbruch kann medikamentös oder operativ erfolgen. Die Kosten werden bei Minderjährigen oft von der Krankenkasse übernommen – hier hilft dir die Beratungsstelle weiter.
Wichtig: Du musst nicht die Zustimmung deiner Eltern haben, wenn du als einwilligungsfähig giltst – das entscheidet der Arzt oder die Beratungsstelle.
2. Die Ungewollte Schwangerschaft austragen und das Kind behalten
Ein schwerer Weg, aber möglich. Wenn du dich entscheidest, das Kind zu bekommen und großzuziehen, gibt es Unterstützung – etwa durch das Jugendamt, finanzielle Hilfen, Mutter-Kind-Heime oder Familienhilfe.
Du kannst auch deine Schule weitermachen, viele Schulen sind mittlerweile verpflichtet, junge Mütter zu unterstützen (z. B. durch Freistellungen, Prüfungsnachholungen etc.). Und auch Väter können in die Verantwortung genommen werden – rechtlich wie finanziell.
3. Das Kind zur Adoption freigeben
Diese Option wird selten thematisiert, ist aber eine Möglichkeit: Du trägst das Kind aus, gibst es aber direkt nach der Geburt in eine Adoptivfamilie. Auch hier steht dir während und nach der Schwangerschaft Unterstützung zu, sowohl psychisch als auch organisatorisch.
Es ist wichtig, dass du dir bei allen Optionen Zeit nimmst – und eine Entscheidung triffst, mit der du leben kannst.
Was ist mit der Schule, Ausbildung, Zukunft?
Wenn du denkst: „Mein Leben ist jetzt vorbei“ – dann ist das verständlich. Aber falsch. Viele junge Frauen haben trotz einer ungewollten Schwangerschaft ihr Leben gemeistert. Vielleicht wird es anstrengender, vielleicht holst du manches später nach – aber du kannst weiter träumen, weiter lernen, weiter du selbst sein.
Sprich mit Vertrauenslehrern, Schulsozialarbeitern oder Beratungsstellen. Informier dich über finanzielle Hilfen wie das Elterngeld, den Mutterschutz, das Bildungspaket oder Unterstützung durch das Jugendamt. Auch die Beratungsstellen kennen sich damit gut aus.
Und psychisch?
Eine ungewollte Schwangerschaft ist eine Ausnahmesituation. Es ist okay, wenn du weinst, wütend bist, dich überfordert fühlst. Manchmal hilft es, mit einer neutralen Person zu reden – z. B. einem Psychologen oder Berater.
Du musst keine Heldin sein. Aber du darfst stark sein. Und stark sein heißt manchmal auch: um Hilfe bitten.
Du hast Optionen, du hast Rechte, du hast Unterstützung
Eine ungewollte Schwangerschaft in jungen Jahren ist keine einfache Situation. Aber du bist nicht allein. Du hast ein Recht auf Beratung, Hilfe und Mitgefühl. Ob du dich für einen Abbruch entscheidest, das Kind bekommst oder zur Adoption freigibst – du hast das Recht, diese Entscheidung in Ruhe zu treffen.
Gib dir Zeit. Hol dir Hilfe. Und vergiss nie: Du bist wertvoll – mit oder ohne Kind, mit oder ohne Partner, mit oder ohne perfekten Plan.